Selbstvertrauen bei Kindern stärken
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27/10/2021Frau B. aus Samoa wird seit 2017 von Mitarbeiterinnen unserer Ambulanten Erziehungshilfe (AEH) in Feldmoching begleitet. In diesem Interview gibt sie einen Einblick in ihre Erfahrungen mit der Ambulanten Erziehungshilfe: Wie hat alles angefangen und was hat sich in den letzten Jahren bei ihr bewegt?
Liebe Frau B., in welcher Situation waren Sie damals, bevor Sie Unterstützung durch eine AEH bekommen haben?
Frau B.: Als ich mit meinen Zwillingen schwanger war und auch danach, lebte ich in einem Mutter-Kind-Haus. Die Mitarbeiterinnen haben alles für mich organisiert. Das war sehr wichtig und hilfreich für mich. Irgendwann konnte ich Termine, wie zum Beispiel im Jobcenter gut alleine wahrnehmen, aber mit dem Ausfüllen von Unterlagen und Formularen hatte ich viele Probleme und brauchte weiterhin Unterstützung.
Als ich dann aus dem Mutter-Kind-Haus ausgezogen bin, habe ich mich an das Jugendamt gewendet, da ich zwar gerne möglichst alles selbständig machen wollte, aber mir für das Ausfüllen von Formularen weiterhin Unterstützung wünschte.
Sie werden ja nun schon seit fast vier Jahren von Mitarbeiterinnen der AEH begleitet. Wie sieht die Unterstützung denn konkret aus?
Frau B.: Das hängt sehr von der betreuenden Fachkraft ab. Mit jeder ist es anders, jede hat ihren eigenen Weg und ihren eigenen Charakter. Eine von ihnen hat auch Kinder, und hat mir viel zum Thema Erziehung mitgegeben. Mit allen habe ich sehr gerne zusammengearbeitet. Sie geben mir sehr viel Mut und helfen, wo sie können. Dafür bin ich sehr dankbar.
Ich habe viel gelernt, vor allem über Kindererziehung. Es ist nicht immer leicht mit Zwillingen mit einem so unterschiedlichen Charakter. Ich will ihnen gleich viel Liebe geben, was natürlich nicht so einfach ist. Und ich will Ihnen beibringen, anderen Menschen mit Respekt zu begegnen – und nicht mit Gewalt, wie ich es durch meinen Ex-Mann erlebt habe.
Früher dachte ich, ich erziehe meine Kinder so wie meine Mutter, meine Eltern, es auch in Samoa mit uns gemacht haben. Hier in Deutschland ist es jedoch ganz anders, hier setzen Eltern anders Grenzen und Regeln (die Eltern mit Kindern?) Ich habe zum Beispiel immer für die Kinder aufgeräumt. Durch die Gespräche mit den Mitarbeiterinnen der AEH habe ich das hinterfragt und meinen Söhnen immer mehr Aufgaben gegeben. Und ich sehe, das ihnen das gut tut. Sie lernen selbständig zu werden und das ist wichtig, weil irgendwann werden sie auch nicht mehr im „Hotel Mama“ leben.
Auch bei den Unterlagen hilft mir meine Betreuerin noch manchmal, aber nicht viel, weil das ja auch nicht ihre Aufgabe ist. Ich muss das selbständig erledigen können.
Manchmal machen wir mit den Mitarbeiterinnen der AEH auch Familienausflüge, oder auch kleine Feiern, das ist schön, weil ich so auch soziale Kontakte knüpfen kann.
Welche zusätzlichen Hilfen bekommen Sie denn?
Frau B.: Einer meiner Jungs wird nachmittags in der Offenen Ganztagsschule, der andere in der Tagesstätte seiner Schule betreut. Dort können die beiden zum Beispiel ihre Hausaufgaben erledigen. Auch Maßnahmen wie Schulsozialarbeit, hauswirtschaftliche Beratung und Schuldnerberatung helfen uns sehr. Außerdem machen meine Zwillinge eine Verhaltenstherapie. Und auch ich werde von einer Psychologin therapeutisch begleitet.
Hat Ihnen die Unterstützung durch die AEH weitergeholfen?
Frau B.: Ja, die Unterstützung durch die Pädagoginnen vor allem mit den Ämtern und mit den Kindern haben mich sehr entlastet. Und an manchen Tagen fühle ich mich so einsam und tief verzweifelt und brauche einfach jemanden zum Reden.
Also auch die Gespräche helfen Ihnen weiter … ?
Frau B.: Ja, in den Momenten, in denen es mir so schlecht ging, hatte ich so viele negative Gedanken. Wenn ich mich fragte: Wie geht es weiter? Wie soll ich das alles schaffen? Was kommt als nächstes?. Die Fragen stelle ich mir immer noch, aber jetzt weiß ich, jetzt kommt nur das Beste. Ich habe das Gefühl, dass ich mit der Ambulanten Erziehungshilfe (AEH) einige wichtige Schritte weiter gekommen bin.
Was würden Sie Familien raten, die ähnliche Probleme haben, wie Sie hatten?
Frau B.: Ich würde ihnen raten, sich untereinander zu helfen. Und auch Hilfe von außen, wie zum Beispiel die Ambulante Erziehungshilfe (AEH), in Anspruch zu nehmen. Wichtig ist dann, dass sie nicht denken, „oh, die Mitarbeiter*innen der AEH helfen mir, da schiebe ich mein Kind hin und hab meine Ruhe“, sondern dass sie aktiv mitmachen. Das war auch für mich eine Herausforderung. Ich habe in den letzten Jahren viel nachgedacht und bin wacher geworden. Das Leben geht weiter und ich habe viel Hilfe bekommen von den Menschen in meinem Umfeld, die ich von Herzen annehme.
Super, das war’s. Vielen Dank!
Das Interview führte Sarah Istok, pädagogische Fachkraft in unserer Ambulanten Erziehungshilfe am 14. Oktober 2020.
Foto: Hannah Busing auf Unsplash
„Sollten Sie unsere Hilfe in Anspruch nehmen wollen, wenden Sie sich am Besten an das Sozialbürgerhaus-Nord in der Knorrstraße 101-103. Dort findet ein Orientierungsgespräch statt, um die passende Unterstützung für Sie zu finden.“
Sarah Istok ist pädagogische Fachkraft in unserer Ambulanten Erziehungshilfe (AEH).