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18/02/2022Nörgeln die Kinder, Ihnen sei langweilig, fühlen sich viele Eltern dazu aufgefordert, Vorschläge zu machen oder gar selbst für Entertainment und gute Laune zu sorgen.
Warum eigentlich?
Unbestritten ist es erstmal ein unangenehmes Gefühl für die Kinder, wenn sie nichts mit sich anzufangen wissen. Und dieses überträgt sich dann schnell auf die Personen in der Umgebung, an die diese Stimmung mit einem nörgeligen „Mir ist sooooolangweilig“ abgegeben wird.
Doch was lernen Kinder, wenn Eltern sofort einspringen, sobald sie Langeweile verspüren?
Dass sie bespaßt werden, sobald sie quengeln und dass andere ihr „Problem“ Langeweile beenden. Und damit verwehren Eltern ihnen eine wichtige Lernerfahrung. Nämlich die, Langeweile, also eine für sie herausfordernde Situation, selbst zu bewältigen..
Manche Eltern haben vielleicht schon versucht, ihrem ersten Impuls „den Schmerz des Kindes beenden zu wollen“ nicht zu folgen und gleich eine Beschäftigung anzubieten. Und siehe da: Nach einem kurzem Moment ist das Kind vermutlich nicht in Schockstarre verfallen und hat nichts getan, sondern hat einen Weg gefunden, sich zu beschäftigen.
Erziehungsexperten, wie beispielsweise Jesper Juul in diesem Interview, plädieren sogar für ein gewisses Maß an Langeweile, da dabei Fähigkeiten wie Frustrationstoleranz und Kreativität gefördert werden. Das Kind lernt, zunächst mal das unangenehme Gefühl der inneren Unruhe und Langeweile auszuhalten. Indem es sich auf sich selbst besinnen muss, kommt es in Kontakt mit seiner Kreativität. In diesen Phasen haben Kinder die Chance, ihre Gedanken ohne EInflussnahme von außen schweifen zu lassen und aus sich heraus etwas zu finden, was sie interessiert und womit sie sich tiefer beschäftigen wollen.
Langeweile ist der Schlüssel zur inneren Balance – egal in welchem Alter. Diejenigen, die die Unruhe vorbeiziehen lassen, kommen in Kontakt mit ihrer Kreativität.
Jesper Juul
Eltern sollten ihren Kindern regelmäßig Erfahrungen mit Langeweile ermöglichen
Das gelingt am Besten, indem die Eltern nicht alle Nachmittage des Kindes verplanen, sondern Zeiten schaffen, die das Kind selbst gestalten kann. Phasen, in denen es sich ohne externe Stimulation durch Medien und ohne Zeitlimit mit sich selbst beschäftigen kann.
Zwischen Langeweile und dem Bedürfnis nach Nähe und Aufmerksamkeit unterscheiden
Sollte das Kind häufiger kommen und über Langeweile klagen, kann es auch sein, dass ein Kind sich nicht beachtet fühlt und Nähe sucht. Dann kann es helfen, dem Kind für eine Weile die nötige Aufmerksamkeit zu geben.
Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.
Astrid Lindgren
Foto: Annie Spratt on Unsplash