Über die Arbeit eines Therapiebegleithundes
26/05/2021Selbstvertrauen bei Kindern stärken
15/10/2021Für die Entwicklung von Resilienz gibt kein Patentrezept, sagt Sandra Pienta, systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin (GST) und fachliche Leitung bei NEUE WEGE. Wir haben mit ihr unter anderem darüber gesprochen, warum Resilienz idealerweise bereits in der Kindheit entwickelt werden sollte.
Liebe Sandra, was ist Resilienz und warum sollte sie idealerweise bereits in der Kindheit entwickelt werden?
Sandra Pienta: Resilienz kann ganz gut mit „psychischer Widerstandsfähigkeit“ beschrieben werden. Es ist die Eigenschaft mit belastenden Situationen umgehen zu können, aus den dabei gemachten Erfahrungen gestärkt hervor zu gehen und weiter machen zu können. Resiliente Menschen sehen sich belastenden Situationen nicht ohnmächtig gegenüber, sondern bleiben handlungsfähig.
Wenn wir uns wünschen, dass unsere Kinder selbstbewusst die kleinen und großen Herausforderungen, die das Leben für sie bereit hält, bewältigen können, sollten wir sie von Anfang an in der Entwicklung ihrer eigenen Resilienz stärken und begleiten.
Resilienz ist nicht angeboren und somit eine erlernbare Fähigkeit. Durch die liebevolle Begleitung und Unterstützung aller im System wichtigen Bezugspersonen kann ein Pfad bereitet werden, um Kinder zu fördern, mit belastenden und schwierigen Situationen umzugehen. Dieser Weg ist immer individuell, da wir alle verschiedene Erfahrungen in unserem Leben machen und gemacht haben. Und auch die Familiensysteme, in denen wir leben, sind kulturell und sozial unterschiedlich geprägt.. Für die Entwicklung von Resilienz gibt es also kein „Patentrezept“.
Über welche Fähigkeiten verfügen resiliente Kinder?
Sandra Pienta: Resiliente Kinder, sind in einigen Situationen in der Lage, ihre Stärken und Kompetenzen zu erkennen und wissen im besten Fall, wann sie sich Hilfe holen müssen und wie sie sie bekommen. Sie haben die Kompetenz herausgebildet, Herausforderungen zu meistern und Probleme zu lösen und die dazu benötigten Strategien auf ähnliche Situationen zu übertragen. Wenn sie dann noch ihre eigenen Gefühle benennen, einordnen und regulieren können, lernen sie leichter, diese auch bei anderen Menschen zu erfassen und können Konfliktsituationen besser meistern.
All diese Fähigkeiten sind nicht immer gleich ausgeprägt und entwickeln sich abhängig vom sozialen System und bereits gemachten Erfahrungen. Resilienz kann im Laufe des Lebens eines Menschen variieren und ist stark abhängig von gemachten Erfahrungen. Handlungsweisen, die sich als zielführend und positiv gezeigt haben, rücken in den Vordergrund. Zum Beispiel kann körperliches Training nach einem negativen Erlebnis für den einen Menschen förderlich sein. Ein anderer Mensch zieht sich lieber zurück oder redet mit einer vertrauten Person. Leider entwickeln Menschen für sich, und manchmal auch für ihre Umwelt, schädliche Verhaltensweisen, um mit einer für sie belastenden Situation umzugehen. Das passiert oft nach traumatischen Erlebnissen, in denen es für die Person scheinbar keinen Ausweg gab. Selbstverletzendes Verhalten oder Drogenkonsum sind Beispiele dafür. Für diese Menschen ist es dann oft leichter und aus ihrer Sichtweise heraus besser, diesen Weg zu gehen, als sich der belastendenen Situation zu stellen.
Deswegen ist es so wichtig, dass wir Kindern von klein auf ermöglichen, zu lernen, dass es nach einer belastenden Situation auch wieder gut werden kann
Wie kann ich mein Kind bei der Entwicklung von Resilienz unterstützen?
Sandra Pienta: Was sie dazu brauchen, ist ein liebevolles, wertschätzendes Umfeld, in dem sie sich bedingungslos angenommen fühlen. Und zwar vollständig – auch mit ihren negativen Emotionen. Kinder sollten erfahren, dass sie sich auf ihre Bezugspersonen, seien es die Eltern, andere Familienmitglieder oder pädagogische Fachkräfte, verlassen und ihnen vertrauen können. Weiterhin sollten sie die Möglichkeit haben, Dinge selbständig auszuprobieren und dadurch Selbstwirksamkeit zu erleben. Das geschieht dadurch, dass ihnen von den begleitenden Vertrauenspersonen etwas zugetraut und nicht jede Hürde aus dem Weg geräumt wird. Eltern sollten sich bewusst machen, dass sie ihr Kind nicht vor jeder unangenehmen Erfahrung schützen können. Wenn etwas schiefgeht, besteht die Rolle der Eltern im Idealfall darin, da zu sein und ihr Kind zu ermutigen und es zu trösten.
Vielen Dank, liebe Sandy.
„Ein Ansatz um Kinder zu stärken, ist der Erwerb eines großen Wortschatzes. Sie bekommen dadurch die Möglichkeit sich gezielter auszudrücken. Kinder können klarer mitteilen, was sie gerade empfinden. Es fällt ihnen dann viel leichter, in Konfliktsituationen eine Lösung zu finden, sich selbst zu spüren und ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln.“
Sandra Pienta ist systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin (GST) und fachliche Leitung bei NEUE WEGE