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Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, damit sich Kinder optimal entwickeln können. Das wissen die meisten Eltern und sind daher oft verunsichert, wenn ihre Kinder sich scheinbar nur von Schnitzel, Pommes, Nudeln und Süßkram ernähren, Gemüse dagegen meist unberührt liegen lassen. Wir haben mit Marcel Maier, gelernter und diätetisch geschultem Koch bei NEUE WEGE, darüber gesprochen, was Eltern bezüglich der Ernährung ihrer Kinder beachten sollten und wie sie gesunde Essgewohnheiten bei ihren Kindern fördern können.
Lieber Marcel, worauf sollten Eltern, die ihre Kinder ausgewogen ernähren möchten, achten?
Marcel Maier: Grundlage einer gesunden Ernährung ist eine optimierte Mischkost (Kartoffeln, Getreide, Reis, Nudeln, Brot, Obst und Gemüse, Milch, Käse, Fische, Eier, Fette, Fleisch). Hier gibt es eine Faustformel: Getränke und pflanzliche Lebensmittel reichlich, tierische Produkte mäßig und fett-, salz- und zuckerreiche Kost sparsam.
Da Kinder einen erhöhten Kalorienbedarf haben, dürfen die Kalorien zu 30-40 Prozent aus Fett kommen (zum Vergleich: bei Erwachsenen sind es nur 25-30 Prozent). Fette sind für den Körper essentiell. Pflanzliche Fette sind dabei den tierischen vorzuziehen.
Generell sollten Eltern es vermeiden, einzelne Lebensmittel in gut oder schlecht einzuteilen. Eine ausgewogene Mischung ist wichtig und deshalb darf ein Kind durchaus auch mal Süßigkeiten naschen oder Fast Food essen.
Kinder sollten zudem sehr viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Empfohlen wird pro Tag rund 1,5 Liter Wasser oder ungesüßter Tee.
Viele Eltern haben das Gefühl, dass ihre Kinder in der Kita fast alles essen, zuhause aber wieder sehr wählerisch sind. Hast Du mit Deiner Erfahrung als Koch in unseren Kindertagesstätten eine Idee, woran das liegen könnte?
In der (Kita-) Gruppe schmeckt es halt besser und man kommt mit wählerischem Verhalten nicht durch. Hier trifft das Sprichtwort „es wird gegessen, was auf den Tisch kommt“ zu. Das Kind sieht, wie andere Kinder essen, also isst es auch. Zu Hause wird dann eher auf die Wünsche des Kindes eingegangen. Im schlimmsten Fall führt das dann zu Eltern-Kind-Machtspielchen bezüglich der Speiseauswahl. Wenn ein Kind etwas nicht mag, sollten die Eltern das respektieren. Aber es sollte nicht für sein Verhalten belohnt werden, indem es seine Lieblingsspeise bekommt. Ein geschmiertes Brot tut es dann auch. Eine Regel, die helfen könnte, ist: „Es wird alles zumindest einmal probiert.“
Wie können Eltern gesunde Essgewohnheiten bei ihren Kindern fördern?
Ich denke, dazu ist es notwendig, von der Haltung „wie schaffe ich es, dass mein Kind bestimmte Lebensmittel isst?“ wegzukommen und statt dessen die Neugierde und den Entdeckungsdrang von Kindern sowie unsere Vorbildfunktion als Eltern in den Blick zu nehmen.
Gerade in den ersten Lebensjahren orientieren sich Kinder bei der Ernährung maßgeblich an ihren Eltern und engeren Familienmitgliedern. Wenn „die Großen“ bei bestimmten Speisen die Nase rümpfen, ist es sehr wahrscheinlich, dass das Kind dieses Verhalten übernimmt.
Kinder genießen gemeinsame Mahlzeiten mit den Eltern, bei denen sie sich an einem liebevoll gedeckten Tisch entspannen, lachen und genießen können. Sie sind neugierig und wollen Lebensmittel mit all ihren Sinnen erfahren. Daher lieben sie appetitlich aussehendes, lecker riechendes Essen. Dürfen Kinder gemeinsam mit den Eltern einkaufen und einzelne Komponente mit zubereiten, zum Beispiel ein Dressing selbst anrühren oder einen Salat schnippeln, wollen sie sicherlich auch mal probieren.
Wenn Kinder die Mahlzeiten mit positiven Gefühlen verbinden, bei dem sie ihrem Körper etwas Gutes tun, sich stärken und neue Sinneserfahrungen machen können, ist ein wichtiger Schritt hin zu einer gesunden Ernährungsweise auch als Erwachsener getan.
Vielen Dank, Marcel!
„Kinder werden nicht alles mögen, aber geben Sie ihrem Kind die Möglichkeit, die Speise vielleicht doch zu mögen. Geschmack und die Freude am Essen kann gelernt werden.“
Marcel Maier ist gelernter, diätetisch geschulter Koch bei NEUE WEGE.
Titelbild: Kelly Sikkema on Unsplash