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Claudia, warum ist Bewegung für Kinder so wichtig?
Claudia Peteranderl: Kinder haben einen ganz natürlichen und ausgeprägten Bewegungsdrang, mit dem sie unterschiedlichste Körpererfahrungen machen und nebenbei ganz individuell die Welt entdecken. Für Kleinkinder sind Denken, Fühlen und Bewegen noch untrennbar miteinander verbunden, was zur Folge hat, dass sie für ihren Körper und ihre materielle Umwelt sensibilisiert werden und sich kognitiv, emotional und sozial wunderbar entwickeln können. Außerdem ist vielfältige Bewegung wichtig, weil Kinder hierdurch motorische Fortschritte wie beispielsweise in der Schnelligkeit oder in der Koordination machen.
Durch ein optimales Bewegungstraining können Kinder lernen, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen, machen besondere Raumerfahrungen und trainieren obendrein, den Kontakt mit anderen Menschen aufzubauen. Aber das Beste an Bewegung ist, dass es gute Laune macht, das Selbstbewusstsein stärkt und dabei hilft, Stress, Ängste und Aggressionen anders zu verarbeiten bzw. abzubauen. Kurz gesagt ist ein körperlich aktiver Lebensstil gut für die Gesundheit!
Wie häufig sollten sich Kinder idealerweise täglich bewegen?
Claudia Peteranderl: Kleinkinder (0 – 3 Jahre) sollten sich so viel wie möglich bewegen und so wenig wie möglich in ihrem natürlichen Bewegungsdrang gebremst werden. Wichtig ist jedoch, dass bei allen Aktivitäten auf eine sichere Umgebung geachtet wird. Bei Kindergartenkindern liegt der Richtwert bei ungefähr 3 Stunden, es darf aber auch gerne mehr sein.
Kinder ab dem Grundschulalter bis zum 18. Lebensjahr sollten sich täglich ca. 90 Minuten bewegen (moderate bis hohe Intensität). Schon kleine Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen, eine Kissenschlacht, durch Pfützen springen oder einfach Spazierengehen (mindestens 12.000 Schritte/ Tag) tragen dazu bei, die körperliche Fitness zu erhöhen. Und wenn Kinder sich gemeinsam mit ihren Freund*innen draußen bewegen, vergeht diese Zeit wie im Flug.
Welche Folgen hat Bewegungsmangel bei Kindern?
Claudia Peteranderl: Je weniger sich Kinder körperlich betätigen, desto höher ist das Risiko, dass sie später gesundheitliche Folgeschäden davontragen. Mangelnde Bewegung kann ein Kind in der Haltung, den motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten, der kognitiven Leistungsfähigkeit oder in der muskulären Fitness beeinträchtigen. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Insulinresistenz oder Bluthochdruck, die später zu schweren Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems oder des Bewegungsapparats führen können.
Was können Eltern tun, um ihr Kind zur Bewegung zu motivieren?
Claudia Peteranderl: Wichtig ist, dass die Eltern bzw. Betreuungspersonen die Bedeutung von Bewegung verstehen und sich darüber bewusst sind, dass sie eine Vorbildfunktion einnehmen, denn Kinder orientieren sich stark an ihren Eltern. Aktive Eltern haben meist auch aktive Kinder. Wenn Sie die Treppen statt dem Aufzug in ihre Wohnung nehmen, wird ihr Kind Ihnen nacheifern.
Doch auch Eltern, die nicht so viel Zeit haben, selbst mit ihren Kindern aktiv zu sein, können ihren Nachwuchs zur Bewegung motivieren.
Beispielsweise, indem sie ihre Kinder in einem Sportverein anmelden und es regelmäßig hinbringen. Auch mit ein paar simplen Bewegungsutensilien (Bällen, Seil, Trampolin, Rollschuhen …) lassen sich die Kinder schnell aktivieren. Allerdings ist es hierbei wichtig, darauf zu achten, altersgerechte Bewegungsmaterialien auszuwählen, damit die Freude an Bewegung bleibt und auch die Bewegungsausführungen alters- bzw. entwicklungsangepasst sind, damit keine Schäden am wachsenden Organismus hervorgerufen werden.
Foto: Allen Taylor von Unsplash
„Jeder Mensch ist einzigartig und sehr verschieden in seinen Vorlieben. Deshalb sollte immer eine Sportart, die dem Kind Spaß macht und zu ihm passt, ausgewählt werden.“
Claudia Peteranderl ist Sportpädagogin und Gruppenleitung „Luft“ in der Kindertagesstätte „Neue Wegelagerer“ in München-Moosach.